Der Jakobsweg im Sankt Wendeler Land
Im 11. und 12. Jahrhundert entwickelte sich von Spanien ausgehend eine der größten Pilgertraditionen des christlichen Abendlandes: die Reise zum Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela. Neben Rom und Jerusalem wurde der seinerzeit am Ende der bekannten Welt gelegene Ort zum dritten Hauptziel der christlichen Pilgerfahrt. Die Sorge um ihr Seelenheil, verbunden mit dem Wunsch, Buße zu tun, bewegte die Menschen des Mittelalters. Das Apostelgrab im äußersten Westen des Kontinents wurde zu einem magischen Anziehungspunkt.
Seit den 1980er Jahren erlebt das Pilgern auf dem Jakobsweg eine erstaunliche Renaissance. Tausende von Menschen wandern jedes Jahr auf den Spuren unzähliger Jakobspilger aus rund zehn Jahrhunderten. Getreu dem Leitspruch »Der Weg ist das Ziel« steht heute wie früher nicht nur das ferne Santiago im Mittelpunkt der Reise.»Auf dem Weg sein« ist mindestens genauso wichtig; bedeutet es doch – gerade auch für die modernen Pilger – nicht nur das sichtbare Beschreiten eines Weges sondern die Suche nach dem Sinn des Lebens, die Reise zu sich selbst.
Der Jakobsweg ist kein einzelner Weg sondern ein ganzes Wegegeflecht, das Länder, Religionen, Kulturen und Menschen miteinander verbindet. Kleine Routen führen zu größeren, die sich wiederum zu vier großen Strängen vereinigen und schließlich in Spanien in den Camino Francés, den Hauptweg, münden.
Alle Routen bis hin zu den kleinsten Verästelungen vereinigen sich in Santiago de Compostela an einem Ort. Genauso bündeln sich auf der gelben Jakobsmuschel, die als offizielle Wegemarkierung gilt, alle Strahlen in einem Punkt.
Die Pilgerwege des Mittelalters, die sich meist an Handelswegen orientierten, waren über lange Zeiträume konstant, gerieten aber seit der Aufklärung immer mehr in Vergessenheit.
Im 20. Jh. jedoch lebte die uralte Tradition wieder auf: 1987 wurde der Jakobsweg vom Europarat zur „Europäischen Kulturstraße“ erklärt. Gleichzeitig rief der Europarat dazu auf, die Wege der Jakobspilger wiederzubeleben. In Zeiten einer wachsenden religiös-spirituellen Sinnsuche der Menschen fiel dieser Aufruf auf einen fruchtbaren Boden.
Das europaweite Wegenetz der Jakobspilger wird Jahr für Jahr durch neue Strecken erweitert. Die geplante Route Mainz – Saarbrücken trifft in der Landeshauptstadt auf den von Speyer und Kloster Hornbach kommenden Zweig, der nach Metz führt. In unserer Region wurde mit dem Abschnitt Kusel – St. Wendel ein weiterer Lückenschluss hergestellt und damit die Route Hoppstädten-Weiersbach über Oberthal nach Tholey und von Tholey über Marpingen nach Saarbrücken geschlossen.