Den Fahrradverkehr nicht nur in der Freizeit, sondern auch im Alltag stärken. Dieses Ziel hat sich die Gemeinde Tholey gesetzt und darum bereits vor zwei Jahren durch einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluss das auf dieses Thema spezialisierte Planungsbüro PGV-Alrutz GbR aus Hannover mit der Erstellung einer Radverkehrskonzeption für alle neun Ortsteile der Schaumberggemeinde beauftragt. Geschehen sollte dies auch im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit mit den Kommunen des Landkreises St. Wendel, die ebenfalls auf die Dienste der Hannoveraner Experten setzten.
Die Konzeption für die Gemeinde Tholey stellte PGV-Projektleiter Jonas Göber nun im Gemeinderat vor, der dieser einstimmig zustimmte. Wie der Projektleiter erklärte, ging der Erstellung der eigentlichen Konzeption eine aufwändige Bestandsaufnahme voraus. Dazu wurden nicht nur vorhandene Daten ausgewertet, sondern auch alle Strecken vor Ort mit dem Rad abgefahren und die dabei gewonnenen Erkenntnisse dokumentiert. Über einen öffentlichen Workshop wurde zudem die Expertise der interessierten Bevölkerung eingeholt.
Von diesen Ergebnissen ausgehend wurde dann ein Konzept erstellt, das laut Jonas Göbel mehrerer Ziele verfolgt: „Zum einen die Steigerung der Fahrradnutzung, insbesondere im Alltag, des Weiteren die Ertüchtigung des Radverkehrsnetzes für die Zukunft sowie die Gewährleistung von Spaß und Sicherheit beim Radfahren.“
Umgesetzt werden solle das nicht von jetzt auf gleich, sondern über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren. Stehen beispielsweise verkehrsplanerische Maßnahmen in der Gemeinde an, sollen diese auch im Hinblick auf das Radverkehrskonzept unter die Lupe genommen und gegebenenfalls angepasst werden. Insgesamt umfasst das von PGV-Alrutz vorgeschlagene Radwegenetz eine Länge von 102 Kilometern. Rund 43 Kilometer davon, also etwa 42 Prozent, sind nach Expertenmeinung bereits gut nutzbar, hier sehe man keinen konkreten Handlungsbedarf.
Für die übrige Strecke wurde eine Einordnung in Prioritäten nach verkehrssicherheitstechnischen Belangen erstellt. Rund 21 Kilometer werden dabei der „Stufe 1“ (Hohe Priorität) zugeordnet. Hier sind nach Expertenmeinung Maßnahmen zur Funktionsfähigkeit und/oder Verkehrssicherheit notwendig. Mit „Stufe 2“ (Mittlere Priorität) werden rund zehn Kilometer bewertet. Hier soll es um die Verbesserung des bestehenden Standards gehen. Rund 24 Kilometer werden der „Stufe K (Kleinstmaßnahmen) zugeordnet, die ohne großen Aufwand zu realisieren sind.
Enthalten sind in dem Konzept auch verschiedene Lösungsansätze wie das Anlegen von Schutzstreifen oder Piktogrammketten zum Schutz der Radler, die Einrichtung von Mittelinseln an Ortseingängen, die Öffnung von Einbahnstraßen für den Radverkehr, die Verbesserung von Belagsqualitäten, beispielsweise auf Wirtschaftswegen, die Beachtung einer Mindestdurchlassbreite von 1,5 Metern bei Pollern oder die Installation von Parkmöglichkeiten für Fahrräder. „Wir haben mit dem Radverkehrskonzept nun eine fundierte Grundlage, mit dem wir den Ausbau des Radverkehrs in der Gemeinde und dank der interkommunalen Zusammenarbeit auch darüber hinaus nun Stück um Stück voran bringen können“, so Bürgermeister Andreas Maldener, der dabei auch weiterhin die Bevölkerung einbinden möchte.