Benediktinerabtei Tholey
Das älteste Kloster Deutschlands
Mitten in der saarländischen Gemeinde Tholey steht das älteste Kloster Deutschlands. Wechselnde Besitzansprüche zwischen Frankreich und Deutschland, Plünderungen und Enteignungen bestimmen seine Vergangenheit.
Das Kloster mit der frühgotischen Abteikirche beeindruckt jedoch nicht nur durch seine spannende Geschichte, sondern ist auch heute ein besonderer Ort zwischen Andacht und Kunst.
Die Wurzeln der Abtei reichen sehr weit zurück. Um 400 v. Chr. wurde die Gegend um Tholey von den Treverern besiedelt. Ein Zeugnis dieser keltischen Kultur ist etwa die Verteidigungsanlage auf dem Schaumberg. Im 1. Jahrhundert n. Chr. errichteten die Römer aufgrund der Nähe zur römischen Hauptstadt Trier eine große Palastvilla mit Badeanlage an der Stelle, an der sich nun die Abteikirche befindet.
Noch heute erinnern die Straßennamen an diese Zeit. Tholeys Hauptstraße zum Beispiel, wechselt von der Metzer Straße in die Trierer Straße und zwar genau an dem Punkt, an dem das Kloster steht. Der Fund von Steinfundamenten aus der fränkischen Zeit belegt außerdem das Vorhandensein einer früheren Klostergemeinschaft. Erstmals erwähnt wird die Abtei im Testament des Adalgisel Grimo. Der fränkische Adelige und Diakon der Verduner Kirche bestimmte am 30. Dezember 634 in seinem Testament unter anderem, dass sein Besitz im Ort Tholey mitsamt der dort von ihm errichteten „loca sanctorum“ an das Bistum Verdun fallen sollte. Auf Bitten Adalgisel Grimos entsandte der Bischof von Trier, der auch die Tholeyer Kirche weihte, Kleriker nach Tholey.
Die lateinische Urkunde des Adalgisel gilt heute als die älteste erhaltene Urkunde des Rheinlandes. Sie ist nicht mehr im Original des Jahres 634, sondern in einer leicht beschädigten, aber glaubwürdigen Abschrift des 10. Jahrhunderts auf Pergament erhalten und wird heute im Landeshauptarchiv Koblenz aufbewahrt.
Um 750 wird die Kirche durch eine rechteckige Choranlage erweitert. Vermutlich beginnt um diese Zeit das benediktinische Klosterleben in Tholey. 1260 begann der Bau der heute bekannten, frühgotischen Abteikirche. Portal, der mächtige Westturm und einige Lichtgadenfenster wurden von der romanischen Bauanlage übernommen. Um 1302 ist das Bauwerk vollendet und dient als Abtei und Wallfahrtskirche.
Während der Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) wurde die Abtei von Brand und Plünderung heimgesucht.
Im Jahr 1487 trat die Abtei Tholey der Bursfelder Kongregation bei und erlebte eine Blütezeit, die 1794 durch Brandschatzung und Plünderung durch französische Revolutionstruppen ein Ende fand. Die Abtei wurde aufgehoben und 1798 wurden Kirche und Abteigebäude versteigert. 1806 erwarb ein Tholeyer Bürger die noch erhaltenen Gebäude und schenkte sie der Gemeinde als Pfarrkirche und Wohnung für den Pfarrer. Seitdem ist die Tholeyer Abteikirche zugleich auch die Pfarrkirche der Gemeinde Tholey.
Am 8. 12. 1949 wurde die Abtei durch Papst Pius XII. wiedererrichtet und neu besiedelt. Zwischen 2008 und 2020 ist die Abtei umfangreich renoviert worden.
Der Wahlspruch des Klosters „fides cum benignitate – Glaube und Menschlichkeit“ ist der Leitgedanke, an die sich die Benediktinermönche des Klosters richten: der Glaube, bezeugt durch die Gebete, die den größten Teil des Tages einnehmen, und die Menschlichkeit durch das Rückbesinnen auf wesentliche Werte wie Demut, Beständigkeit und vor allem Toleranz.
Benediktiner zu sein, bedeutet Seelsorger, Lehrer und Handwerker in einem zu sein. Die Grundlage dieser Glaubensgemeinschaft bildet die Regel des Ordensgründers Benedikt von Nursia, gegen das damals vorherrschende Prinzip der Wandermönche für eine Kontinuität und Ortsgebundenheit. Elf Männer sind diesem Ruf in Tholey gefolgt. Zehn Mönche und ihr Abt Mauritius Choriol. Sie alle vereinigt das gleiche Ziel: Gott näher zu sein.
Wer die Abtei Tholey besucht, wird fasziniert sein von der Architektur der gotischen Abteikirche, dem schlichten Leben der Benediktinermönche und der herrlichen Klosteranlage mit ihren neugestalteten Klostergärten mit einer Vielzahl an Obstbäumen und der Imkerei.
Derzeit wird das Kloster von 12 Benediktinermönchen bewohnt.
Die Abtei Tholey und ihre Heiligen
Der heilige Mauritius, der heilige Wendelinus, der heilige Theobert und der heilige Kuno – dies sind die wichtigsten Patrone der Abteikirche.
Der Kirchenpatron und Namensgeber Sankt Mauritius war der Legende nach Anführer einer römischen Legion, der sich zum Christentum bekannte und deshalb hingerichtet wurde. Er gilt als ein Schlüsselheiliger für die Entstehung des Abendlandes.
Der heilige Wendelinus stammte der Legende nach aus dem iro-schottischen Raum. Von dort kamen viele Missionare in das gallische und germanisch geprägte Mittel- und Westeuropa. Wendelin bekehrte die heidnische Bevölkerung des nördlichen Saarlandes zum Christentum.
Beide Heilige sind eng mit der Gründung des Klosters verbunden und ein Beleg für die große Bedeutung der Abtei.
Der heilige Kuno von Pfullingen war Dompropst in Köln und wurde von Heinrich IV. zum Erzbischof von Trier bestimmt. Politische Gegner entführten ihn auf seiner Antrittsreise nach Trier und ermordeten ihn kurz darauf. Auf Betreiben des Bischofs von Verdun und des Abtes von Tholey kamen die sterblichen Überreste in eine Grablege in der Klosterkirche.